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Rohrleitungsbau

20. März 2022

In 60 Metern Tiefe am Seeboden verlegt und verschraubt

Mit etwa 50 Milliarden Kubikmetern ist der Bodensee der grösste Trinkwasserspeicher Europas. Auch in der Schweiz profitieren Gebiete von der ausgezeichneten Wasserqualität. Unter anderem die Gemeinde Kesswil im Kanton Thurgau, wo seit 1952 das Seewasserkraftwerk der Region Energie Amriswil (REA) die Region mit Trinkwasser versorgt. Um auch in der Zukunft die Versorgung sicherstellen zu können, musste die Kapazität erhöht werden, indem zwei neue Fassungsleitungen in den Bodensee verlegt wurden. Die Josef Muff AG durfte als Subunternehmer der Willy Stäubli Ing. AG den gesamten Leitungsbau ausführen.

Die zwei neuen Leitungen haben eine Länge von 1.38 bzw. 1.44 km. Der neue Leistungsquerschnitt beträgt 600 mm (DN 600). Auf dem Rohrschweissplatz in Güttingen am Bodensee wurden die 16 m langen Einzelteile angeliefert und vorbereitet. Der Bauherr entschied sich bei der Auswahl des Materials für Stahlrohre mit einer Innen- (Epoxi) und Aussenbeschichtung (PE). Die Beschichtung soll die Rohre vor Beschädigungen und Korrosion schützen.

Aus den Einzelteilen entstanden je zwei 512m lange Rohrstränge für die Spülbohrungen sowie diverse weitere bis zu 64 m lange Stränge. Diese sind beidseitig mit Flanschen und Bögen ausgestattet, damit die Rohrleitung dem Seegrundprofil entspricht. Dies alles wurde auf dem Schweissplatz durch die JMAG vorbereitet, zusammengeschweisst und behandelt. Danach wurden sie durch die Firma Willy Stäubli AG ans Ufer transportiert, eingewassert und mit speziell dafür ausgebildeten Tauchern in bis zu zirka 60m Tiefe am Seeboden verlegt und zusammengeschraubt.

Die Leitungen wurden beim Seewasserwerk Kesswil der Regio Energie Amriswil (REA) am Ufer des Bodensees in einem grabenlosen Leitungseinbau verlegt, um die wertvolle Uferzone nicht zu beschädigen. (Spülbohrung vom Ufer aus und Einzug der Stahlleitung vom See her auf den ersten zirka 500m.) Zur Vorbereitung der Spülborungen musste vor dem Einzug eine Baugrube erstellt werden. Nach dem Einwassern wurden die zwei 512m langen Einzelstränge mit Pontons zum Verlegeort befördert, bei dem dafür vorbereiteten Bohrloch abgesenkt und mittels Einzugvorrichtung unter Wasser in die Bohrung eingezogen. Am seeseitigen Ende wurden die weiteren bis zu 64m langen Einzelstränge per Flanschenverbindung zusammengeschraubt.

 

Die Einzelteile werden vorbereitet …
… und zusammengeschweisst.

 

Lagerplatz am Ufer
Die neue Rohrleitung vor dem Einwassern

 

Die Verbindungsleitungen von den Spülbohrungen bis ins neue Betriebsgebäude wurden im Vorfeld durch die JMAG mit dem 3D-Scanner ausgemessen, so dass die Rohrformstücke in der Werkstatt vorfabriziert werden konnten und vor Ort nur noch zusammengeschraubt werden mussten, was eine erhebliche Zeitersparnis bedeutete.

Neben der Logistik vor Ort stellten auch die Witterungsverhältnisse eine grössere Herausforderung dar. Der Rohrleitungseinzug zum Beispiel konnte nur bei ruhigem See erfolgen. Winde und Wellen verhinderten das Arbeiten. Eine genaue Koordination der beteiligten Firmen sowie deren Flexibilität waren deshalb unabdingbar. Die Zusammenarbeit zwischen den Spezialisten klappte aber hervorragend. Die Josef Muff AG blickt auf ein erfolgreiches Projekt zurück und bedankt sich für den spannenden Auftrag.

 

Quagga Muscheln

Quagga-Muscheln stammen eigentlich aus dem Gebiet des Schwarzen Meers. Im 2015 konnten sie aber auch in der Schweiz nachgewiesen werden. Seither breiten sie sich rasant aus, bedrohen das gesamte Ökosystem und richten an Systemen der Trinkwasserversorgung Schäden an. Auch im Bodensee haben sich die Quagga-Muscheln bereits bis weit in die Tiefe angesiedelt. Die neuen Fassungsleitungen wurden zwar relativ tief (60 m) verlegt, trotzdem ist die Durchführung einer jährlichen Reinigung (sogenannte Molchung) notwendig, um die Rohrwände von den hartnäckigen Muscheln regelmässig zu befreien.

Projektdaten

Bauherr
Regio Energie Amriswil (REA), Daniel Bill

Wasserbau: Willy Stäubli Ing. AG, Samuel Jucker

Projektleiter
Josef Muff AG, Claudio Hosang

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